Der Adlerbund
Wir sind ein kleiner Bund, dessen Ursprung in Neuss am Rhein im Jahre 1972 liegt.
Die folgende Erzählung, die schon 1993 verfasst und in unserem Horstboten 1993 veröffentlicht wurde,
erlaubt einen kleinen Einblick darein, was wir sind bzw. was wir nicht sind. Damals nannten wir uns noch
Stamm Schwarzer Adler, Neuss; der Kern der Erzählung gilt aber noch genauso für den heutigen
Adlerbund, der 1994 aus dem Stamm Schwarzer Adler hervorging.
Der Adlerbund besteht nunmehr im Wesentlichen aus einer Älterenschaft und begreift sich als Lebensbund,
der sich dem Geist nach der historischen deutschen Jugendbewegung verwandt fühlt und aus ihr erwachsen ist.
Was wir eigentlich sind ...
Oft geschieht es, dass wir auf unseren Fahrten anderen Wandergesellen begegnen, seien es nun vermeintliche
Bündische oder aber Allerwelts-Wanderer; Das gibt neben den üblichen Fragen nach Woher
und Wohin auch Anlass zu Erklärungen, was für eine Gruppe wir denn nun seien. Das macht selten Probleme,
außer man trifft auf eigentlich Gleichgesinnte.
Es war ein kalter, neblig verhangener Herbstmorgen; auf einer einige Jahre zurückliegenden Spessartwanderung.
Ein voll praller Früchte stehender Brombeerstrauch an der Kreuzung zweier Waldwege lud zum wohlverdienten
Frühstück ein. Und wer uns kennt, der weiß, dass wir ein solches Frühstück nach kurzer,
kalter Nacht mit großem Ernst und voller Inbrunst zu zelebrieren verstehen. Als wir nun gerade im Begriff
waren die Runde zu eröffnen, kamen einige wunderlich gekleidete, dennoch aber als Wesensverwandte zu erkennende
Burschen von dem uns gegenüber liegenden Weg hervor und ließen sich dort nieder. Wir beachteten sie nicht
weiter, da wir zum einen in unsere Frühstücksvorbereitungen vertieft waren, andererseits aber auch erkannten,
dass die uns aufmerksam Beobachtenden einem Bunde angehörten, dessen Mitglieder, von wenigen Ausnahmen abgesehen,
ein interessantes Gespräch eher unwahrscheinlich machen würden.
Der Führer dieser Gruppe, stolzer Träger eines sprießenden Kinnbärtchens, kam, seinem
Mitteilungsbedürfnis nachgebend, gemessenen Schrittes über die kleine Lichtung herüber. Uns breitbeinig
gegenüberstehend, nannte er erhabenen Blickes den markigen Namen des Bundes, dem er angehörte, wohl meinend,
dass dieser Name, einem Zauberwort gleich, alle unsere übrigen Aktivitäten beenden und uns in (Ehr-)furcht
erstarren lassen würde. Fein!, so lautete unsere Antwort.
Einen anderen Ausdruck der Hochachtung oder zumindest des Interesses erwartend, änderte sich sein Gesichtsausdruck
schlagartig von erhaben in fragend. Er fasste sich aber erstaunlich, schnell wieder und setzte die Konversation
fort: Was seid ihr denn? und einem Ankreuztest gleich schob er auch gleich die ihm am wahrscheinlichsten erscheinende
Antwortmöglichkeit nach, Pfadfinder, oder was?, wobei sich sein Gesichtsausdruck auf irgendwas zwischen Missfallen
und Abscheu änderte.
An dieser Stelle ist es wohl angebracht, zu erwähnen, dass unsere Gastfreundschaft im allgemeinen ausgesprochen hoch ist,
und so waren wir auch schon entschlossen, dem zwar unverhofften, aber nun mal anwesenden Gast einen Platz in unserer Mitte
nebst einem Becher Tee zuzubilligen.
Diese unsere Absicht änderte sich aber schlagartig. Denn zum einen fühlten wir uns nicht als ein Etwas
und so fanden wir es schon ein befremdend, als ein Objekt angesprochen zu werden. Wo doch unsere subjektive Anwesenheit
eigentlich nicht zu übersehen war.
Zum zweiten fühlten wir uns in keiner der so höflich angebotenen Schubladen so ganz richtig eingeordnet. Nach
einem kurzen Blickwechsel mit den Kameraden antworteten wir also unisono:
Schwarze Adler!
Das Fragezeichen im Gesicht unseres Gesprächspartners schien noch ein wenig anzuschwellen:
Ja, aber was für ein Bund?
Da war es schon wieder, dieses konversationstötende Was. Ein wenig knapp und scharf fiel dann wohl auch unsere
Antwort aus: Schwarze Adler - Die Schwarzen Adler - wobei der Fettdruck durchaus wörtlich zu verstehen war.
Nach kurzem Zögern entschloss sich Kinnbärtchen, sichtlich verstört, den Rückzug anzutreten Ach soo,
ja, hmh, na denn, denn gute Fahrt noch. Mit einem freundlichen Schönen Tag noch beendeten auch wir
unsererseits die Audienz. Ein wenig Leid tat er uns schon, hatten wir doch einen Teil seines Weltbildes zerstört.
Wie hätte er auch erwarten können, dass eine scheinbar harmlose, offensichtlich in die Kategorie
Nur Pfad?nder einzustufende Gruppe ihm gegenüber, eine solche Arroganz an den Tag zu legen wagen würde,
sich einfach als sie selbst vorzustellen. Seit diesem Erlebnis hat es sich bei uns eingebürgert, auf solche und
ähnliche Fragen nur noch mit unserem eigenen Namen zu antworten. Und das soll denn auch die eigentliche Moral
dieser kleinen Geschichte sein.
(gekürzter Text aus: Der Horstbote 1993, Eine Schrift der Schwarzen Adler, Neuss, S. 14-17)
p.s.:Wer nun noch wissen will, wer wir sind, muss uns wohl persönlich kennen lernen.
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