MWV Solveigh
Der Mädchenwandervogel Solveigh wurde in der Silvesternacht 1995/96 im Rheinland gegründet,
getrieben von dem Willen, einen Wandervogelbund für Mädchen und Frauen zu schaffen, der nicht
mehr wie bei den Vorgängerinnen an gesellschaftlich vorgegebenen Rollenbildern scheitert. So gab
es in unseren Gründungsjahren keine ausschließlich weiblichen Wandervogelbünde für
Mädchen und Frauen mehr, die die ursprüngliche Idee des Wandervogels nicht nur satzungsgemäß
verankert hatten, sondern auch lebten.
Wir haben dieser Idee bis heute nichts hinzugefügt und sind damit seit mittlerweile fast 20 Jahren
unterwegs: Wir fahren durch die Welt, meistens gemeinsam, manchmal alleine, aber immer frei von
übergeordneten Ansichten, seien sie politisch getrieben oder gesellschaftlich opportun. Kurz: leben
und leben lassen.
Die Fahrt ist somit das zentrale Element in unserem Bund. Uns zeichnen die für einen Mädchenbund
mitunter sehr herausfordernden und abenteuerlichen Fahrten, an denen vor allem die Jüngeren wachsen
können, aus. Doch geschieht dies auf eine uns eigene Art und Weise, ohne jungenbündische
Fahrten und Erlebnisse nachahmen zu wollen.
So führten uns die Fahrten der letzten Jahre unter anderem auf den Balkan, nach Afrika, Asien und
Südamerika. Fahrt bedeutet für uns Neues entdecken, sich auf Fremdartiges einlassen, eigene
Grenzen überwinden und lehrt uns stets, mit offenem, aber kritischem Blick durch die Welt zu gehen.
Wenn man uns nach unseren Prinzipien oder Leitlinien fragt, so würden wir drei Aspekte in den
Vordergrund stellen:
JUGEND FÜHRT JUGEND: Dieses Prinzip der historischen Jugendbewegung hat sich auch bei uns bewährt.
Die klare Aufteilung in einen Jugend- und einen Älterenbund ist mit dem ersten Generationenwechsel
notwendig geworden. Dementsprechend geben im Jugendbund allein die Jüngeren den Takt an und gestalten
ihr Fahrten- und Gruppenerleben selbst. Hier stehen vor allem Verantwortung, Zuverlässigkeit,
Aufrichtigkeit und Freundschaft im Vordergrund. Werte, die in unserer Gesellschaft zunehmend aufweichen,
die aber durch die vielen Bewährungen auf unseren Fahrten und in der Gemeinschaft vermittelt werden
und die man im besten Fall auch im Alltag lebt.
LEBEN IM JETZT: Wir sind keine Traditionalisten. Obwohl wir durchaus gerne Traditionen schätzen und
pflegen, leben wir in der Gegenwart. Das zeigt sich z.B. an der Unabhängigkeit, mit der wir im
Einzelnen unser Leben gestalten und die wir auch unseren Jüngeren mitzugeben versuchen. Aber wir
scheuen uns auch nicht, wenn es die Umstände verlangen, auf Fahrt moderne Ausstattung wie Gaskocher
oder Trekkingzelte zu benutzen und eine Bundes-Homepage zu betreiben.
So soll der Bund vor allem für die Jugend Freiräume schaffen. Nicht nur was die Fahrten betrifft,
sondern gerade auch im Denken und Handeln: unabhängig vom Zeitgeist ist hier Platz für Frei- und
Querdenker.
FREUNDSCHAFTS UND LEBENSBUND:Wo man sich wohlfühlt, bleibt man gerne länger. Wir sortieren
niemanden aus, wenn sich die Lebensumstände bedingt durch Beruf oder Familie ändern und man
aus dem aktiven Fahrtenleben ausscheidet. Auch im Älterenbund gehören wir noch dazu, pflegen
unsere Freundschaften und sind je nach Möglichkeit gemeinsam auf kleineren Fahrten unterwegs. Damit
ist unser Bund ein Lebensbund, die Generationen bleiben in Verbindung und unsere Gemeinschaft hat Bestand -
hoffentlich bis ins hohe Alter. Auch dadurch, dass wir ein relativ kleiner Bund sind, beruht des Bundes-Band
auf Freundschaft. Er schafft somit ein Gefühl der Geborgenheit, einen Ort, in dem man Rückhalt
findet, füreinander einsteht und man stets man selbst sein kann.
Unsere offensichtlichen Markenzeichen sind die Sonne, als Symbol für innere Größe,
Beständigkeit, Mut und Lebensfreude, das Solveigh-Kleid und eigene Lieder, die das weibliche
Fahrtenleben widerspiegeln.
Unser selbstgeschneidertes, weibliches Outfit bescherte uns gerade in der Anfangszeit nicht nur
Komplimente. Wir wurden mal als Anhängsel männlicher Wandervögel einsortiert, mal
dichtete man uns rechtes Gedankengut an. Was immer auch über uns gesagt wurde, es hat uns nicht
geschadet und für andere offensichtlich Impulse gesetzt. Mittlerweile gibt es andere Mädchen-
und Frauenbünde im Wandervogel und auf Festen sieht man viele bunte Kleider. Wir sind nicht mehr
die Außenseiter, wir sind einige von vielen bewegten Wandervogel-Mädchen. Hauptsache unterwegs.
Mit den Füßen und mit dem Kopf!
Ol veigh Sol!